Text für den Schulunterricht (Geschichte und Religion 5/6; AKH 9/2002, überarb. 11/2004)

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Geschichte im Alten Testament ( Israel - Israeliten - Judäa )

Israel überlebte durch seine Religion und seinen Glauben an einen Gott, den es als Beschützer erlebte.- - - Aber nur als Ausnahme war es Israel vergönnt gewesen, als politische Macht mitbestimmend in das große Geschehen eingreifen zu können; fast immer war es Spielball und Opfer in den Machtkämpfen der Großreiche. Schuld daran trug nicht zuletzt seine geographische Lage: Von frühester Zeit an war Kanaan (Erez Israel) das Durchzugsland der großen Erobererheere auf ihren Märschen zwischen Ägypten und Mesopotamien gewesen. - - -

Knapp 1800 vor Christus begegnete uns erstmals der Stamm, aus dem später das Volk erwuchs, dem eine einzigartige Aufgabe zugedacht war. Über Tausende von Kilometern durchzog Abraham mit seiner Familie und seinen Herden als Nomaden den weiten Raum zwischen Mesopotamien und dem Nilland.

Von 'Ur in Chaldäa', in Südbabylonien, führte dieser Weg den Euphrat stromauf bis nach Haran im nordwestlichen Mesopotamien und wieder südwärts weiter zum Jordanland. Während einer Dürrezeit wurde Ägypten aufgesucht, ehe Abraham und sein Sohn Isaak dann endgültig als Hirten im 'Gelobten Land' Fuß fassten. Eine Hungersnot zwang Jakob, der den Namen Israel ('Gottesstreiter') erhielt, mit seiner Sippe später erneut dazu, in das fruchtbare Land am Nil zu ziehen. Im Reiche der Pharaonen wuchsen die Kinder und Enkel Israels mit ihren Stämmen anfangs sogar geachtet zu einem zahlreichen Volk heran.

Generationen später (evtl. unter dem Pharao Ramses II.) folgte etwa um 1200 der Auszug aus der Unterdrückung, führte ein Mann namens Mose das Volk Israel aus der Sklaverei fort von Ägypten. Auf dem einsamen Berggipfel des Sinai erlebte Mose die Offenbarung Gottes und verkündete dem Volk die Tora mit ihren Zehn Geboten, ein von Gott gegebenes Gesetz. Erst nach vierzig Jahren der Wüstenwanderung, der Zeit der großen Prüfung und Vorbereitung ( noch unter Mose), begann gegen 1300 v. Chr. nach der Einnahme Ostjordaniens die Eroberung des Westjordanlandes unter Josua. Nach der Landverteilung wurden die 'Zwölf Stämme Israels' im Bergland von Palästina sesshaft und reiften in langen Kämpfen zur Nation.

Bedroht von den Philistern wählte das Volk mit Saul seinen ersten König. Unter Saul nahm der Stamm Juda eine vorherrschende Stellung unter den übrigen Stämmen ein. Denn aus dem Stamme Juda ging die Dynastie Davids (1004-956) hervor; in seinem Bereich lag Jerusalern, das David um 1000 v. Chr. eroberte und zur neuen Hauptstadt des Reiches machte. Hier errichtete sein Sohn Salomo (956-926) auf dem Berge Morija den prächtigen Tempel.

Schon nach knapp hundert Jahren der Einheit zerfiel der junge Staat in zwei getrennte Königreiche. Der politische, kulturelle und religiöse Kampf innerhalb wie außerhalb der Königreiche Israel und Juda wird immer schärfer. Götzendienst breitete sich aus, ungehört verhallten die leidenschaftlich mahnenden Worte der Propheten, die in gewaltigen, unsterblich gewordenen Reden ihr Volk aufrüttelten, es zu seinem alten Gott und seinem Gesetz zurückführen wollten. Die biblischen Propheten erlebten sich als von Gott gerufen; sie stellten kritisch Denkweise und Pläne des Hofes, der Priesterschaft und großer Teile des Volkes in Frage. Einerseits waren sie äußerst konservativ: Die Einbeziehung fremder Götter in die Religion Israels lehnten sie erbittert ab. Andererseits waren sie äußerst fortschrittlich. Sie ließen sich nicht blenden durch den prachtvollen Tempelkult, durch Königtum und Priesterschaft, durch den Prunk der staatlichen Politik. Sie konnten oft sehr scharf König, Tempelkult und Volk angreifen.

Zu Lebzeiten stießen diese prophetischen Kritiker auf Ablehnung, Unverständnis, Widerstand und manchmal sogar auf Verfolgung und Tod. Doch später - mitunter sehr bald - musste man erkennen, wie Recht sie gehabt hatten. Man nahm daher die Äußerungen der Propheten in die Bibel auf.

Seite 2:

Mit den grausamen Assyrern, die in blutigen Eroberungszügen vom Tigris her zur beherrschenden Macht aufstiegen, nahte das erste Verhängnis:

Unter Tiglatpileser III. ("Phul" der Bibel) erfolgte 733 v.Chr. die erste Wegführung in die assyrische Gefangenschaft. Ein Jahrzehnt danach eroberte der grimmige Sargon II. die Hauptstadt Samaria des Nordreiches Israel und verschleppte die noch übriggebliebenen Bewohner. Besiegelt war das Schicksal des Nordreiches Israel.

Anderthalb Jahrhunderte später schlug die Todesstunde auch für das Südreich Juda. Unter König Nebukadnezar von Babylon, dem neuen Reich in Mesopotamien, wurde Juda verwüstet, Jerusalem zerstört. Der Salomonische Tempel ging in Flammen auf. In zwei Verschleppungsaktionen wurde das Volk in die 'Babylonische Gefangenschaft' (etwa 45 000 Männer, Frauen und Kinder) geführt, einem kleineren Teil der Bevölkerung gelang die Flucht nach Ägypten. Nur wenige blieben im Lande (um 600 v. Chr.).

Im 'Lande des Exils' kam es zur großen Wende: In Babylonien setzte jener tief greifende Prozeß der Erneuerung ein, der das Volk auch nach dem Untergang des Staates rettete. Geeint durch den gemeinsamen Glauben, bewahrten die jüdischen Gefangenen Babylons treu die Eigenart ihrer Kultur.

Nach dem Ende des babylonischen Reiches im Jahre 538 v. Chr. brachte König Kyros die Befreiung: Dieser persische Herrscher gestattete die Heimkehr und befahl sogar den Wiederaufbau des Tempels zu Jerusalem. Etwas völlig Neues begann: Von nun an trat der Oberste der Priester von Jerusalem als Hoherpriester an die Stelle des Königs. Judäa, wie das Land der Kinder Israel nun hieß, wurde ein theokratischer Staat. Es kam zur Erneuerung des Bundes mit Gott. Die Tora, das Gesetz des Mose, wurde als Verfassung ausgerufen. Das alles umschließende Gesetz wurde verpflichtend für das gesamte Volk. Unter der Strenge des Gesetzes, unter dem Regiment des Priesters, Schriftgelehrten und Gesetzeslehrers und in der Glaubenskraft bildete sich das Judentum tief und fest aus.

Die erbitterte Auseinandersetzung kam, nachdem Judäa um 200 v. Chr. an das Reich der griechisch-syrischen Seleukiden fiel. Der syrische Despot Antiochos IV. Epiphanes im Jahre 169 v. Chr. begann, den Priesterstaat gewaltsam nach griechischem Vorbild umzugestalten. Als er allerdings den jüdischen Gottesdienst verbot, die Anbetung griechischer Götterbilder befahl und im Tempel von Jerusalem ein Standbild des Zeus aufstellen ließ, flammte der Widerstand auf. Durch den absoluten Anspruch des heidnischen Staates war das Judentum im innersten Kern seines Wesens und seines Glaubens bedroht. Die Juden griffen zu den Waffen. Unter der Führung der Makkabäer brachte der Aufstand Erfolg. Begonnen zum Zwecke der Selbstbehauptung, der Verteidigung gegen die Unterdrückung des Glaubens, endete der Kampf mit der politischen Befreiung. Nach der Vorherrschaft von fünf einander ablösenden Großmächten - der assyrischen, babylonischen, persischen, der griechisch-ägyptischen und zuletzt der griechisch-syrischen - sah sich Judäa erstmals wieder vom Joch jeglicher Fremdherrschaft erlöst. Das Geschlecht der Makkabäer erneuerte schließlich auch das jüdische Königtum.

Vierzig Jahre später nahte die letzte Stunde des freien Judäa. Uneins in sich selbst und zerrüttet durch Parteikämpfe fiel der junge Staat als leichte Beute geradewegs dem starken Römischen Reich in die Hände. Johannes der Täufer, der letzte jüdische Prophet des Alten Bundes, klagte die Verkommenheit der Herrschenden an. Jesus von Nazaret begann sein Wirken und wurde von seinen Anhängern ("Schülern") als Gottessohn verkündet.